Tobias Daniel M.A.

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Fußball-Rückblick: Meine Saisonbilanz 2023/24

Wembley-Stadion in London (Quelle: Bild von maxopt auf Pixabay)

Die Saison 2023/24 der Fußball-Bundesliga war bereits lange vor dem offiziellen Abschluss eine besondere Spielzeit. Nach zwölf Jahren Dauer-Dominanz des FC Bayern München mit elf Meisterschaften in Folge hat Fußball-Deutschland erstmals wieder einen deutschen Meister, der nicht aus der Isar-Metropole kommt - und dies auch sportlich völlig verdient. Allerdings gab es auch manch traurige Momente: Manch Trainerlegende wird sich von der großen Fußball-Bühne - vorerst - verabschieden. Und manch große Fußball-Legende ist ganz von uns gegangen.

Hinweis: Der Text wird bis einschließlich 15. Juli 2024 regelmäßig aktualisiert. 

Mit Bayer 04 Leverkusen reiht sich nun ein weiterer Klub in die elitäre Reihe der nun 30 Vereine, die seit 1903 die deutsche Fußballmeisterschaft gewinnen konnten. Das Besondere dabei: Noch vor Saisonbeginn gehörte die Werkself definitiv nicht zu den Favoriten im Rennen um die Meisterschale - spielte das Team in der Vorsaison zwischenzeitlich sogar noch gegen den sportlichen Abstieg aus dem Oberhaus.

Der sportliche Garant für den Überraschungserfolg von Leverkusen kommt indes aus Spanien: Als der ehemalige spanische Weltklassespieler Xabi Alonso im Oktober 2022 sein Traineramt bei Bayer 04 antrat, übernahm er eine zutiefst verunsicherte Mannschaft, die mitten im Abstiegsstrudel auf dem vorletzten Tabellenplatz stand.

"Alle fühlen sich gut, jeder liebt den Coach. Seitdem er hier ist, hat er Leverkusen verändert."

Jeremie Frimpong, Spieler bei Bayer 04 Leverkusen (seit 2021)

Sein Credo als Trainer: "Kontrolle über den Gegner und somit auch über das Spiel zu haben". Der Erfolg gibt dem einstigen Trainer-Novizen bislang Recht: Stand am Ende der letzten Saison bereits mit Platz sechs die Qualifikation für die UEFA Europa League, hat sich der ehemalige Welt- und Europameister nun den ersten Titelgewinn seiner noch jungen Trainerkarriere gesichert. Die Zeiten von "Vizekusen" sind mit dem ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte nun jedenfalls endgültig Geschichte.

"Keiner wird mehr Vizekusen sagen. Der Begriff ist mir ein bisschen auf den Keks gegangen"

Rudolf ("Rudi") Völler, Sportdirektor des Deutschen Fußballbundes (DFB) (seit 2023), im Interview mit NTV 

Und damit noch lange nicht genug: Mit dem Gewinn des DFB-Pokals könnte sogar das Double folgen. Selbst auf europäischer Ebene hat die Werkself noch gute Chancen, die sensationelle Saison sogar mit drei Titeln ("kleines Triple") zu beenden. Wechselabsichten hegt der Baske derzeit jedenfalls (noch) nicht: "Mein Job ist definitiv noch nicht beendet, und wir haben noch einiges vor", betonte Alonso noch Ende März 2024.

"Es fühlt sich richtig an. Ich bin hier am richtigen Ort. Ich bleibe bei Bayer 04"

Xabi Alonso, Trainer bei Bayer 04 Leverkusen (seit 2022)

Die nationale und internationale Presse waren jedenfalls voll des Lobes für den Triumph der Werkself. "Was Xabi Alonso in Leverkusen geschaffen hat, ist schlichtweg meisterlich. Dieser Trainer hat einen ganzen Verein, ja eine ganze Stadt verändert - er hat irgendwie alle zu Meistern gemacht. Mit einer wunderbaren Mannschaft, die nie aufgibt", schrieb die Bild. Und auf Ran.de hieß es: "Es gab schon länger keinen so verdienten Meister mehr wie Bayer Leverkusen. Die Werkself hat den Bayern und dem BVB vorgemacht, wie man es macht."

Die spanische Zeitung Marca titelte unterdessen: "Xabi I. von Deutschland - Leverkusen gewinnt erstmals in seiner Geschichte die deutsche Meisterschaft. Borussia Dortmund hatte es nicht geschafft, die Tyrannei des FC Bayern zu beenden." Und die El Mundo Deportivo schrieb: "Xabi Alonsos Bayer Leverkusen ist jetzt schon eine Legende. Leverkusen wird Meister mit absoluter Dominanz. Wirtz, der 'Magier von Pulheim', kam von der Bank und machte einen Hattrick. Leverkusen ist aber noch lange nicht fertig."

Der Corriere dello Sport sprach zudem von einer "historischen Wende in Deutschland: Die Krone der Bundesliga gehört Bayer Leverkusen. Die elfjährige Erfolgsserie des FC Bayern ist zu Ende. Im deutschen Fußball hat eine neue Ära begonnen." Der Corriere della Sera ergänzte zudem: "Auch die letzte Diktatur im großen europäischen Fußball fällt: Nach Juventus (neun Titel in Folge) und PSG (sieben Titel in Folge) dankt auch Bayern München ab."

Gemischte Bilanz von Trainer Thomas Tuchel

Sportlich verdient ist es allemal - zumal die Konkurrenz aus München, Dortmund oder Leipzig in dieser Saison kaum etwas entgegen setzen konnte. So droht dem bisherigen Serienmeister aus dem Süden der Republik erstmals seit 2012 wieder eine titellose Saison. Dabei fiel das Star-Ensemble - trotz der Rekordverpflichtung des englischen Stürmerstars Harry Kane - vor allem mit ungewohnten Offensiv- und Defensivschwächen auf. Auch Trainer Thomas Tuchel sorgte mit wiederholter Ratlosigkeit über die durchwachsene Leistung seiner Schützlinge oftmals für erhebliches Kopfschütteln und teilweise deutliche Kritik der geneigten Fußball-Analysten.

"Für eine vorzeitige Vertragsauflösung ohne Titel braucht man keine Blumen zu vergeben."

Thomas Tuchel, scheidender Trainer beim FC Bayern München (2023-2024)

Der scheidende Coach sei mach eigener Aussage mit seiner Zeit beim deutschen Rekordmeister "natürlich nicht zufrieden. Ich habe unterschrieben, um Titel zu gewinnen. Das haben wir nicht geschafft, daran wird man gemessen", betonte Tuchel vor dem letzten Saison-Heimspiel gegen den  VfL Wolfsburg. Zwar gebe es bei der Bewertung seiner Amtszeit "noch viele Grautöne". Dennoch sei der 50-Jährige "kein Freund von öffentlichen Bilanzen, es ist viel zu komplex, um alles in einer Antwort unterzubringen".

Quelle: Sport1 auf Youtube

Sicher ist: Das einst hochgelobte Projekt mit dem deutschen Startrainer findet bereits zum Saisonende - und damit ein Jahr früher als geplant - sein mehr oder weniger unfreiwilliges Ende. Dabei könnten die Gründe für die sportliche Krise des deutschen Rekordmeisters aber noch weiter zurückliegen - sei es im Rauswurf von Trainer Julian Nagelsmann, der nun wieder ein Favorit für Tuchels Nachfolge zu sein scheint - oder dem mäßigen Erfolg der einst sportlich Verantwortlichen Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic.

"Trainer verzweifelt gesucht": Wer beerbt Thomas Tuchel beim Rekordmeister?

Offen bleibt hingegen die Frage, wer Tuchel zu Beginn der neuen Saison auf der Trainerbank beerben wird. Nachdem Xabi Alonso bereits seinen Verbleib in Leverkusen verkündete, hat nun auch Ralf Rangnick den Bayern öffentlich abgesagt. So will der 65-Jährige vielmehr weiter Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft bleiben. "Ich bin mit vollem Herzen österreichischer Teamchef. Diese Aufgabe macht mir unglaublich viel Freude und ich bin fest entschlossen, unseren eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen", hieß es in einer Mitteilung des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB).

Zudem wolle Rangnick "ausdrücklich betonen, dass das keine Absage an den FC Bayern ist, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele. Unsere volle Konzentration gilt der Europameisterschaft. Wir werden alles unternehmen, um dort so weit wie möglich zu kommen!" Beim deutschen Rekordmeister geht die Suche nach einem neuen Trainer nun in die nächste Runde.

So kommt eine Rückkehr des einst gefeuerten Julian Nagelsmann nicht mehr in Betracht, nachdem dieser seinen Vertrag als Bundestrainer beim Deutschen Fußballbund (DFB) vorzeitig bis 2026 verlängert hat. Bereits vor einigen Wochen berichtete die spanische Zeitung Mundo Deportivo, dass es bereits eine Einigung zwischen dem FC Bayern und dem einstigen Weltstar Zinédine Zidane geben solle. Allerdings erwies sich diese Meldung recht schnell als reines Gerücht.

Immerhin saß der Franzose bereits 263 Spiele auf der Trainerbank des spanischen Spitzenklubs Real Madrid. Die Bilanz ist jedenfalls vielversprechend: Unter dem Strich stehen zwei spanische Meisterschaften (2017, 2020), drei Siege in der UEFA Champions League (2016, 2017, 2018) sowie je zwei Siege im spanischen Supercup  (2017, 2020), dem UEFA Supercup (2016, 2017) und der FIFA-Klubweltmeisterschaft (2016, 2017).

Ein Hinderungsgrund für ein Engagement könnte allerdings die Sprachbarriere sein: "Deutsch muss er nicht sprechen. Englisch sollte er sprechen", betonte Sportvorstand Max Eberl im Gespräch mit dem Sportsender Sky. Dem Vernehmen nach soll Zidane die englische Sprache jedoch nicht fließend beherrschen. 

Weitere Optionen sind auch der frühere Bundestrainer Hansi Flick, mit der FC Bayern München bereits 2020 das Sextuple gewinnen konnte. Nach seinem enttäuschenden Intermezzo beim DFB ist der ehemalige Bundesliga-Profi in München allerdings nicht die erste Wahl. Ein weitere Kandidat mit Bayern-Hintergrund ist laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau auch der ehemalige Fußball-Profi Martín Demichelis. Der ehemalige argentinische Nationalspieler ist derzeit Cheftrainer bei River Plate in Buenos Aires, mit dem er 2023 die argentinische Meisterschaft gewonnen hatte.

FC Bayern München oder VfL Wolfsburg: Wer dominiert den deutschen Frauenfußball?

Zumindest einen sportlichen Erfolg gab es in dieser Saison dann aber doch für den FC Bayern München: Das Frauen-Team konnte seine sechste deutsche Meisterschaft klar machen - und das ausgerechnet mit einem Auswärtssieg gegen Bayer 04 Leverkusen. Zudem ist der alte und neue deutschen Damen-Meister saisonübergreifend seit nun mehr 36 Spielen ungeschlagen. Der zweite Gewinn des DFB-Pokals blieb den Bayern-Damen jedoch verwehrt. Im Finale unterlagen sie dem VfL Wolfsburg, der damit sein 50. Pokalspiel in Folge sowie den zehnten Pokalsieg in Serie fix machen konnte. 

"Wachablösung? Das ist absolut respektlos."

Alexandra Popp, Fußballspielerin beim VfL Wolfsburg (seit 2012) und deutsche Nationalspielerin (seit 2010)

Von einer Wachablösung im deutschen Frauenfußball wollte Alexandra Popp vom bisherigen "Serienmeister" VfL Wolfsburg allerdings nicht sprechen. "Eine Wachablösung ist es für mich erst, wenn du über Jahre konstant Titel holst", wetterte die deutsche Nationalspielerin. So werde in München zwar " wahnsinnige Arbeit" geleistet, "aber es muss erst einmal über mehrere Jahre geliefert werden, bevor wir über so ein Wort sprechen". Vielmehr sei ihr Arbeitgeber eigentlich das Aushängeschild im deutschen Frauenfußball.

Historische Wachablösung im Hamburger Fußball?

Zu einer Wachablösung kommt es hingegen in der Hansestadt Hamburg, wo der FC St. Pauli erstmals in der Geschichte eine Spielzeit vor dem ruhmreichen Hamburger SV abschließen wird. Im Gegensatz zum Kiez-Klub ist der einstige Bundesliga-Dino jedenfalls weit von einem Aufstieg in das Fußball-Oberhaus entfernt. Auch im sechsten Jahr in Folge hat der HSV die heiß ersehnte Rückkehr in die Bundesliga verpasst.

"Es ist ein neuer Tiefpunkt für die 'Rothosen', dabei ist das 'Worst-Case-Szenario" vor allem eins: selbstverschuldet", kommentierte Tobias Knaack in einem Kommentar des NDR. Dafür wird vielmehr St. Pauli der Verein sein, "der Hamburg nach sechs Jahren Abstinenz wieder auf die Bundesliga-Landkarte setzt".

Für die kommende - nunmehr siebte - Zweitliga-Saison des HSV gibt sich der Trainer bereits kämpferisch: "Ich will es im nächsten Jahr ganz klar angreifen. Ich bin gerade sauer und verärgert, aber ich habe meine Ansätze, um den Weg zu gehen", erklärte Steffen Baumgart im Interview im dem Sportsender Sky.

Der Kiez-Klub aus St. Pauli hat hingegen am vorletzten Spieltag der Zweitliga-Saison den Aufstieg in der Fußball-Oberhaus perfekt gemacht. Damit kehrt der Hamburger Stadtteil-Verein nach 23 Jahren der Abstinenz wieder in die Bundesliga zurück. Ob sich der FC St. Pauli in diesem Fall dauerhaft in der höchsten deutschen Spielklasse halten kann, steht auf einem anderen Blatt.

"Der FC St. Pauli steht somit womöglich vor einer historischen Chance. Doch dafür muss in der nächsten Saison zunächst mal die Klasse gehalten werden. Immerhin werden dem Klub diesmal weder Finanzprobleme noch ein Jahrhundertwinter - so viel scheint klar - Probleme bereiten."

Lutz Wöckener, Sportredakteur bei der Welt

Zwar gebe es "viele Gründe, dass die neuen Kräfteverhältnisse Bestand haben werden", schrieb die Welt Anfang Mai 2024 nach der HSV-Niederlage im Stadtderby. So hat es "die Konstellation, dass der kleine Stadtteilverein höherklassig als sein stolzer Nachbar spielt" noch nie gegeben. Von einer "Wachablösung" will manch Hamburger Fußball-Kommentator dennoch nicht sprechen.

"Aufgrund der riesigen Fan-Basis und der finanziellen Möglichkeiten wird es auf Dauer unvermeidbar sein, in die Bundesliga aufzusteigen. Und der FC St. Pauli hat es noch nie geschafft, sich dort zu etablieren", schrieb das Hamburger Abendblatt. Dabei seien "die sportlichen und finanziellen Voraussetzungen diesmal deutlich besser, aber um wirklich die "Nummer eins' der Stadt zu sein, müsste der Club viele Jahre lang sportlich vor dem HSV rangieren. Und das bleibt sehr unwahrscheinlich", schrieb Kommentator Sven Kummereincke.

Nach 61 Jahren: Erster Bundesligist aus Deutschlands hohem Norden

Dafür wird mit Holstein Kiel in der kommenden Saison das 58. Bundesliga-Team seinen Einstand geben. Für den deutschen Meister des Jahres 1912 ist es jedenfalls einer der größten sportlichen Erfolge in der 124-jährigen Vereinsgeschichte. Besonders kurios: Bis zur Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 war der Klub aus der schleswig-holsteinischen Hauptstadt immer der damals höchstklassigen Oberliga Nord angehörte.

Die Vorfreude auf die großen Top-Vereine im Fußball-Oberhaus ist jetzt bereits groß: ""Es ist einfach extrem geil. Ich glaube, wir sind der Angstgegner von Bayern. Wenn Thomas Müller hier reinkommt, kriegt er Flashbacks. Harry Kane nehme ich in Manndeckung", kommentierte Kiels Mittelfeldspieler Lewis Holtby. "Es ist unglaublich: Kiel ist in die Erste Liga aufgestiegen", so der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Es sei ein historischer Erfolg für den Verein, die Stadt und ganz Schleswig-Holstein.

"Was für ein historischer Tag für Holstein Kiel und für unser ganzes Sportland Schleswig-Holstein. Der ganze Verein hat eine unglaubliche Saison hingelegt und sie heute mit dem Aufstieg ins Oberhaus gekrönt."

Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein (seit 2017)

Damit sind die Störche der erste Verein aus Schleswig-Holstein in der höchsten deutschen Spielklasse. Nur Sachsen-Anhalt und Thüringen konnten bislang noch keinen Fußball-Verein in der Bundesliga stellen. Bislang waren vor allem die Handballer des THW Kiel das sportliche Aushängeschild in der Landeshauptstadt Kiel. Mit dem Aufstieg von Holstein Kiel dürften sich die sportlichen Gewichte nun - zumindest etwas - zugunsten des Fußballs verschieben.

Zwei Überraschungsteams aus Baden-Württemberg 

Andere Probleme hat hingegen die Konkurrenz in Westfalen. So hinkte auch der große Rivale aus Dortmund in der zurückliegenden Spielzeit den selbst gesteckten Zielen deutlich hinter her. Konnte Borussia Dortmund dem Erzrivalen des FCB zuletzt in der Saison 2011/12 den Münchnern die Meisterschale "entreißen", mussten die Westfalen in der zurückliegenden Spielzeiten schon das viel zitierte Fernglas herausholen, um den Blick auf die Tabellenspitze nicht ganz zu verlieren. 

Dabei hatte der BVB noch im letzten Jahr die Riesenchance, vor heimischem Publikum gegen den 1. FSV Mainz 05 den Titel wieder nach Dortmund zu holen - und vermasselt es dann am Ende doch noch. Ob und wann sich dem BVB wieder eine solche Chance eröffnet, bleibt eher abzuwarten. Immerhin bleibt noch das "Trostpflaster" der UEFA Champions League: Mit einem Sensationssieg gegen den französischen Meister Paris Saint-Germain steht die Borussia wieder in einem Endspiel der europäischen Königsklasse. Nach dem deutsch-deutschen Finale in der Saison 2012/13 kehren die Dortmunder wieder nach Wembley in ein Finale der europäischen Königsklasse zurück. 

"Ja, Wahnsinn. Jetzt müssen wir den Titel holen, sonst wär' es scheiße."

Marco Reus, Spieler bei Borussia Dortmund (seit 2012)

Kurios: Eine Neuauflage des Endspiels von 2013 wird es allerdings nicht geben. Der deutsche Rekordmeister aus München scheiterte denkbar dramatisch mit zwei späten Gegentreffern im Halbfinale gegen den Rekordsieger Real Madrid. Der diesjährige spanische Meister könnte sich damit gegen den BVB zum 15. Mal zu den europäischen Champions krönen. Für den deutschen Mittelfeldstar Toni Kroos wäre es im Falle eines Erfolges des sechste Gewinn der Königsklasse.

Die großen sportlichen Gewinner - nach dem neuen deutschen Meister aus Leverkusen - kommen hingegen aus dem "Ländle". So konnte sich der VfB Stuttgart in der Vorsaison nach dem Klassenerhalt in der Relegation gegen den Hamburger SV mit einer überragenden Team-Leistung unter dem jungen Trainertalent Sebastian Hoeneß in der Spitzengruppe der Liga festsetzen - und schlussendlich verdient für die UEFA Champions League qualifizieren. 

"Wir sind gut für die Bundesliga, weil wir einen Schritt wieder in Richtung Basis machen."

Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim (seit 2007)

Für frischen Wind im Fußball-Oberhaus sorgte zudem der Aufsteiger und Bundesliga-Neuling 1. FC Heidenheim. Nicht nur, dass der Verein von der Ostalb mit der Voith-Arena (15.000 Plätze) über das kleinste Stadion der 18 Bundesligisten verfügt. Auch sportlich sorgte der Klub an der Brenz für manches Highlight - allen voran der Heimsieg gegen die Weltstars aus München sowie dem in der Premierensaison. Neben dem großen VfB und Bayer 04 gehört der FCH bereits jetzt zu den großen Gewinnern dieser Spielzeit.

Fußballmärchen in Ulm: Durchmarsch in Liga Drei

Ein kleines Fußballmärchen wurde in dieser Saison in der 3. Liga in Ulm geschrieben. Mit einem Sieg gegen den FC Viktoria Köln gelang den Spatzen des SSV Ulm 1846 der vorzeitige Aufstieg als Meister der Zweiten Bundesliga - und damit der direkte Durchmarsch aus der viertklassigen Regionalliga Südwest. Damit spielen die Ulmer in der kommenden Saison erstmals nach 23 Jahren wieder zweitklassig. "Die ganze Stadt brennt. Ich glaube, wir feiern zwei Wochen durch", kommentierte Stürmer Felix Higl die sportliche Sensation.

Dabei hat der schwäbische Traditionsklub eine lange sportliche und wirtschaftliche Leidenszeit hinter sich. Der heutige Verein entstand 2009 durch die Abspaltung der Fußballabteilung vom SSV Ulm 1846. Die Fußballabteilung spielte noch in der Saison 1999/2000 in der Bundesliga. In den folgenden Jahren folgte allerdings der tiefe Fall: Nach der dritten Insolvenz trat Ulm in der Saison 2014/15 in der fünftklassigen Oberliga Baden-Württemberg an. Bereits zwei Jahre später gelang dem SSV Ulm 1846 der Aufstieg in 3. Liga.

Ob der sportliche Erfolg auch dauerhaft konserviert werden kann, bleibt abzuwarten. Die Kraftanstrengungen sind jedenfalls enorm: So muss der bestehende Kader weiter verstärkt werden, wobei noch offen ist, ob alle Leistungsträger auch in der kommenden Saison an Bord bleiben werden. Zudem muss auch das altehrwürdige Donaustadion dringend modernisiert werden. Einen entsprechenden Masterplan haben der Verein und die Stadt bereits längst verabschiedet.

Alemannia Aachen: Rückkehr eines Traditionsklubs in den Profifußball

Einst gehörte Alemannia Aachen zu den 16 Gründungsmitgliedern der Bundesliga und holte sogar 1969 die Vize-Meisterschaft hinter dem großen FC Bayern München. Auch wenn in der Folgesaison der direkte Abstieg folgte, etablierte sich der Traditionsverein aus Nordrhein-Westfalen zu einer etablierten Größe in der damals zweitklassigen Regionalliga sowie der späteren 2. Bundesliga. 2012 stieg für den finanzgeplagten Klub schließlich in die 3. Liga ab - eine Saison später (2012/13) sogar der direkte Abstieg die viertklassige Regionalliga West

Zu allem sportlichen Misserfolg musste der Verein auch zwei Insolvenzverfahren über sich ergehen lassen. Nun kehrt die Alemannia nach elf Jahren im Amateurfußball wieder ins Profigeschäft zurück - auch dank der Unterstützung der hartgesottenen Fans. So strömen etwa 18.000 Fans zu den Heimspielen in den Tivoli, was mit Abstand den höchsten Zuschauerschnitt aller fünf Regionalligen bedeutet. Zum Vergleich: Auf Rang zwei steht in dieser Statistik aktuell der FC Energie Cottbus in der Regionalliga Nordost mit rund 7.000 Zuschauern.

Einstiger Bundesligist steigt in "Schweinliga" ab

Trauer und Wut herrscht hingegen im Duisburger Stadtteil Meiderich. So stürzt der frühere Bundesligist und ehemalige deutsche Vizemeister MSV Duisburg mit dem Abstieg in die Regionalliga West erstmals in die sportliche Viertklassigkeit ab. Nach einer bitteren Niederlage gegen den VfB Lübeck sprach Interimstrainer Uwe Schubert von einem "schwarzen Tag für Club und Stadt". Bis 2012 pendelten die Zebras zwischen der ersten und zweiten Bundesliga. Mit der wirtschaftlichen Schieflage folgte der Zwangsabstieg in die 3. Liga - und nun auch der sportliche Fall. 

Auch bei den Frauen der Zebras herrscht seit einigen Wochen Tristesse. So steht das Team bereits seit geraumer Zeit als sportlicher Absteiger aus der Bundesliga fest. Die Bilanz des Schlusslichtes ist dramatisch: Unter dem Strich stehen gerade einmal vier Punkte aus vier Unentschieden - ein Sieg war dem Damen-Team des MSV Duisburg nicht vergönnt. Ob die Mannschaft allerdings eine sportliche Zukunft in der Zweiten Bundesliga ist angesichts der sportlichen Verwerfungen im Gesamtverein allerdings noch fraglich.

Lilien: Abstieg mit Ansage in Darmstadt

Es war wieder einmal nur ein kurzer Ausflug in des Fußball-Oberhaus: Bereits nach einer Saison in der Bundesliga stand der SV Darmstadt 98 vorzeitig als Absteiger fest. Für die Lilien ist es bereits der vierte Abstieg nach 1978, 1982 und 2017. Dabei war bereits zu Beginn der Saison klar, dass die 98er schon eine äußerst gute Spielzeit hinlegen mussten, um die Klasse sportlich zu halten. Das Ausmaß sowie die Art und Weise des Abstieges hinterließ allerdings auch bei den Verantwortlichen gewisse Nachwehen.

"Ich weiß nicht, ob das ein schlauer Vergleich ist jetzt: Aber das ist wie mit der 102-jährigen Oma, wo man weiß, irgendwann ist es so weit und dann ist es so weit. Dann ist man trotzdem sehr, sehr traurig."

Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 98 (seit 2012)

"In einen richtigen sportlichen Flow konnten wir leider aus verschiedensten Gründen die gesamte Saison hinweg nicht kommen", hieß es aus dem Umfeld von Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch. Zudem sei es dem hessischen Verein "anders als in den Vorjahren diesmal nicht gelungen, gemessen an unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten über zu performen", so eine offizielle Stellungnahme des SV Darmstadt 98.

Und dennoch: "Hier wird nichts untergehen und hier bricht auch nichts zusammen, weil im Endergebnis - ganz vernünftig und sachlich analysiert  - ist ja jetzt nichts passiert, was nicht vorhersehbar war", so Klubpräsident Fritsch. Zudem wollen die Lilien weiterhin am bisherigen Cheftrainer Torsten Lieberknecht festhalten.

Rekordabstieg aus der 2. Liga

In der 2. Bundesliga stand zudem der VfL Osnabrück ebenfalls als vorzeitiger Absteiger fest. Es ist der bislang achte Abstieg der Niedersachsen in der Vereinsgeschichte - und damit auch ein Rekord in Liga zwei. Dabei hatte der Verein erst vor einem Jahr quasi in letzter Minute den Aufstieg aus der 3. Liga perfekt gemacht. Allerdings kommt der neuerliche sportliche Absturz nicht überraschend: So habe es nach Ansicht von Mittelfeldspieler Dave Gnaase "viele Spiele in dieser Saison, die extrem wichtig waren, in denen wir uns viel vorgenommen haben, und in denen wir dann sehr, sehr leichte Gegentore bekommen haben." Zudem kommentierte Abwehrspieler Bashkim Ajdini: ""Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen".

Dafür spielt der traditionsreiche 1. FC Kaiserslautern auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Nach einer kuriosen Saison mit zahlreichen Höhen und Tiefen profitierten die "Roten Teufel" am Ende von einer knappen Niederlage des SV Wehen Wiesbaden im Kellerduell gegen Eintracht Braunschweig. Dabei stand der FCK am neunten Spieltag der laufenden Saison noch auf Rang drei, was die Fans zeitweise sogar vom Aufstieg in die Bundesliga träumen ließ. 

Am Ende brauchte es schließlich drei Trainer, um den erneuten Absturz in die 3. Liga zu verhindern - auch dank der erfahrenen Friedhelm Funkel, der einst selbst zwischen 1980 und 1983 als aktiver Spieler die Fußballschuhe auf dem Betzenberg schnürte. Kurios: Mit der Teilnahme am Endspiel des DFB-Pokal gegen den neuen deutschen Meister aus Leverkusen hat der FCK sogar noch eine kleine Außenseiterchance auf einen Titelgewinn - und damit die Qualifikation für die UEFA Europa League.

Große Trainerlegenden treten ab

Auch beim SC Freiburg endet im Mai eine Ära: Nach zwölf Jahren nimmt mit Christian Streich der mit Abstand dienstälteste Bundesliga-Coach seinen Abschied - und wird in jeder Hinsicht eine große Lücke hinterlassen. Während seiner Amtszeit auf der Freiburger Bank entwickelte sich der Sohn eines Metzgers und Pädagoge mit Lehramtsstudium zu einem Kulttrainer im deutschen Fußball. Ehrlich und direkt, witzig und schlagfertig - mit seiner menschlich-hochemotionalen Art, gepaart mit dem sympathisch-alemannischen Dialekt gewann der Fußball-Lehrer aus dem Markgräflerland enorme Anerkennung und Respekt.

Quelle: Kicker auf Youtube

Dabei nutzte Streich die öffentliche Wahrnehmung, auch zu gesellschaftlichen Themen eine klare Stellung zu beziehen. So hatte sich Streich zuletzt auch deutlich gegen Rassismus,  Rechtsextremismus und Intoleranz gewandt. Enorme Anerkennung gewann er jedoch vor allem durch seinen fußballerischen Sachverstand. So stand sein Team nicht nur für eine ausgeprägte mannschaftliche Geschlossenheit. Auch zahlreiche Talente aus der eigenen Fußball-Schule entwickelten sich unter seiner Ägide zu gestandenen Bundesliga-Profis und Nationalspielern - wie zum Beispiel Dennis Aogo, Oliver Baumann, Matthias Ginter oder Christian Günter.

"Mit Christian Streich geht nicht nur ein sehr erfolgreicher und prägender Trainer des SC Freiburg sondern auch eine beeindruckende Persönlichkeit. Am Alemannisch sprechenden Streich sieht man also, dass Leute, die in ihrer Heimat verwurzelt sind, gleichzeitig den Blick für die Welt haben können. Mit seinem klaren Kompass, seiner Offenheit und seiner menschlichen Art ist er auch weit über den Sport hinaus ein großartiger Botschafter für unser Land. Solche Typen braucht es gerade mehr denn je."

Winfried Kretschmann (B'90/Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg (seit 2011)

Zudem hat sich der Bundesligist aus dem Breisgau auch strukturell enorm weiterentwickelt. So spielt der SC Freiburg mittlerweile im modernen Europapark mit einem Fassungsvermögen von rund 35.000 Plätzen. Zudem drücken den Freiburgern mittlerweile rund 60.000 Mitglieder die Daumen. Streichs Nachfolger steht jedenfalls schon fest: Zur neuen Saison 2024/25 soll der ehemalige SC-Profi Julian Schuster neuer Cheftrainer werden. Streichs Fußstapfen sind aber dennoch riesig.

Quelle: Badische Zeitung auf Youtube

Allerdings endet nicht nur in Südbaden eine Trainer-Ära: Auch der FC Liverpool muss sich nur neuen Spielzeit einen neuen Cheftrainer suchen. Nach neun Jahren will der deutsche Coach Jürgen Klopp ebenfalls seinen Abschied beim englischen Spitzenclub FC Liverpool an. "Die Energie ist aus", ließ der gebürtige Schwabe die Fans der "Reds" auf der offiziellen Website zitiert: "Ich kann verstehen, dass das für viele Leute erstmal ein Schock ist". Allerdings wisse er, dass er "den Job nicht immer wieder, immer wieder, immer wieder machen" könne. Zudem sei es für ihn "super-, super-, superwichtig, dass ich helfen kann, dieses Team wieder auf die Beine zu bringen."

Quelle: Der Spiegel auf Youtube

Sportlich ist dies dem ehemaligen Coach des 1. FSV Mainz 05 und von Borussia Dortmund in England jedenfalls gelungen. Neben der ersten englischen Meisterschaft nach 30 Jahren sowie dem FA Cup 2022 erreichte Klopp mit dem Gewinn der UEFA Champions League 2019 den bislang größten Erfolg in seiner Karriere. Wohin es den Schwaben künftig verschlägt, ist allerdings noch offen. Sicher ist bislang nur, dass Klopp noch bei keinem Verein offiziell entlassen wurde.

"Dass ich mit Mitte 60 noch auf der Trainerbank sitze, ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Stattdessen kerngesund auf einer anderen Bank zu sitzen, das ist schon eher das Ziel. Und sollten es am Ende mit Mainz, Dortmund und Liverpool nur drei Vereine gewesen sein, waren es auf jeden Fall drei geile."

Jürgen Klopp, Trainer des  FC Liverpool (2015-2024)

Bislang hat Klopp jedenfalls (noch) keine konkreten Pläne: "Fragt mich in einem Jahr nochmal", ließ er im April 2024 durchblicken. So plane er "im Moment" zumindest "keine weitere Karriere als Trainer". Allerdings wurde der Fußball-Lehrer seit geraumer Zeit unter anderem mit dem Posten als deutscher Bundestrainer oder gar als neuer Coach des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München in Verbindung gebracht.

Abschiede von großen Fußball-Legenden

Deutlich trauriger ist jedoch der Abschied von drei großen Fußball-Legenden, die zu den ganz großen Spielern ihrer Zeit und ihres jeweiligen Vereines zählten: Der "Kaiser" zählte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der deutschen Fußballgeschichte und als einer der besten Spieler der letzten Jahrzehnte. Auf der Position des Liberos setzte Franz Beckenbauer mit seiner offensiven und leichtfüßigen Spielweise Maßstäbe. Am 7. Januar 2024 verstarb er nach langer Krankheit im österreichischen Salzburg.

"Er hat gezeigt, dass man spielerische Eleganz mit einer Gewinnermentalität kombinieren kann."

Manfred Breuckmann, deutscher Hörfunkmoderator und Sportkommentator

Während seiner aktiven Karriere trug Beckenbauer maßgeblich zum Aufstieg des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München als erfolgreichsten deutschen Fußballverein bei. In dieser Zeit holte er vier Meisterschaften und vier Pokalsiege. Zudem gewann er mit dem FCB drei Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister. Zudem führte er die deutsche Nationalelf als Kapitän zum Gewinn der EM 1972 sowie zum Titel der Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land. Als Teamchef führte Beckenbauer die DFB-Elf auch bei der WM 1990 zum Titel.

Quelle: ZDF Sportstudio auf Youtube

Allerdings: Ein Schatten bleibt dennoch. Nach dem "Sommermärchen" bei der WM 2006: Eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro nach Katar im Vorfeld der WM-Vergabe sowie eine angebliche Aufwandsentschädigung für Beckenbauer über mutmaßlich 5,5 Millionen Euro sorgten für erhebliche Kritik. "Da fällt schon ein Schatten auf die unvergleichliche Karriere von Franz Beckenbauer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gar nicht Bescheid wusste", sagte der Sportjournalist Manfred Breuckmann im Deutschlandfunk. Ein Urteil gegen Beckenbauer gab es allerdings nie - ein Verfahren in der Schweiz wurde wegen Verjährung eingestellt. Seinem Ruf als "Lichtgestalt des deutschen Fußballs" tat die öffentliche Kritik dennoch keinen Abbruch.

"Wenn der Kaiser spricht, legen sogar die Engel ihre Harfen beiseite."

Max Merkel (1918-2006), österreichischer Fußballspieler und -trainer

"Beckenbauer hat ein ganzes Zeitalter bundesrepublikanischer Geschichte geprägt, als Medienfigur, und von daher ist die Rolle der Medien gar nicht zu unterschätzen. Er steht einerseits für eine Zeit, in der der Fußball und auch die Gesellschaft, kommerzialisiert worden ist, aber auch für die Zeit, in der der Fußball in die Kritik gerät, in vielerlei Hinsicht", betonte der Medienwissenschaftler Thomas Horky von der Hochschule Macromedia Hamburg im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Bei der WM 1990 schoss er Deutschland mit dem entscheidenden Elfmeter gegen Argentinien zum dritten Titel in der Geschichte. Am 20. Februar 2024 starb Andreas Brehme in München unerwartet an den Folgen eines Herzstillstandes. Den Fußballexperten bleibt er vor allem als versierter und vielseitiger Fußballer in Erinnerung, der in den großen Spielen immer zur Stelle war.

"Hast Du Scheiße am Fuß, hast Du Scheiße am Fuß."

Andreas ("Andi") Brehme (1960-2024), Fußballspieler und -trainer

Noch im Januar 2024 sagte zum Tod von Franz Beckenbauer geäußert. "Ich denke, im Himmel wird er mit Pelé und Maradona ein magisches Dreieck gründen". Nur wenige Wochen später sollte er Beckenbauer folgen.

Bei Eintracht Frankfurt gehörte Bernd Hölzenbein zu den wichtigsten Persönlichkeiten und Ikonen in der Vereinsgeschichte. Als Spieler und Funktionär hatte er die sportlichen Geschicke der "launischen Diva vom Main" über Jahrzehnte hinweg entscheidend mitgeprägt. Dabei ist das "Schlitzohr" Hölzenbein untrennbar mit den großen Erfolgen der Eintracht in den 1970er- und 1980er-Jahre - drei Pokalsiege und der Gewinn des UEFA-Pokals 1980 - verbunden. Seinen größten Erfolg hatte er jedoch mit dem Gewinn des Weltmeistertitels 1974

"Bernd Hölzenbein war ein toller Fußballer und wunderbarer Mensch, der viele Titel und noch mehr Herzen gewonnen hat. Fußballerisch gab es wenig, das er nicht konnte."

Rudolf ("Rudi") Völler, Sportdirektor des Deutschen Fußballbundes (DFB) (seit 2023)

Am 15. April 2024 starb der Ehrenspielführer der Eintracht im Alter von 78 Jahren. "Er hat unsere Eintracht fast 60 Jahre maßgeblich geprägt", sagte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann - sei es als Spieler, Funktionär oder Manager. "Hölzenbein war jahrzehntelang ein Gesicht der Eintracht, ein integraler Bestandteil der Seele dieses Klubs", hieß es in einem Nachruf des Hessischen Rundfunks (HR). Der Eintracht blieb die Klubikone jedenfalls bis zum Tod verbunden.

Argentinien trauert um "El Flaco"

In der Trainergilde gilt er als Schöngeist sowie als Philosoph auf der Bank. Am 5. Mai 2024 ist César Luis Menotti im Alter von 85 Jahren in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gestorben. Bei der Weltmeisterschaft 1978 im eigenen Land führte "El Flaco" ("Der Dünne") die "Albiceleste" zum ersten WM-Titel in ihrer Geschichte - und dies ausgerechnet während der regierenden Militärdiktatur.

Offene Kritik übte der argentinische Weltmeister-Trainer zwar nicht. Seine Ablehnung ließ er dennoch auf seine Art durchblicken: "Meine Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt", sagte das Mitglied der Kommunistischen Partei beispielsweise nach dem WM-Sieg.

Weitere große Triumphe blieben dem Erfinder des "linken Fußballs" jedoch in den Folgejahren weitgehend verwehrt. Lediglich mit dem FC Barcelona gewann Menotti in der Saison 1983/84 immerhin den spanischen Pokal. Zudem war Menotti ein früher Förderer des ehemaligen Superstars Diego Maradona, dem er bereits im Alter von 16 Jahren das Debüt in der Nationalelf ermöglichte.

"Menotti war der Größte. Er hat mich 78 nicht nominiert, aber ich habe ihm weiter zugehört, habe ihn respektiert, seine Ratschläge angenommen. Er war der beste Trainer, den ich hatte."

Diego Armando Maradona (1960-2020), Nationalspieler von Argentinien (1977-1994)

Auch Deutschland hat es dem Trainergenie aus Südamerika immer wieder angetan: Sei es die Musik, Philosophie, Literatur, die Natur - und den deutschen Fußball. 2009 wurde Menotti der Walther-Bensemann-Preis der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur verliehen. Mit der Auszeichnung werden Personen der Zeitgeschichte geehrt, die Außergewöhnliches im Sinne der Völkerverständigung für den Fußball geleistet haben.

"Eine Fußballmannschaft ist wie ein Orchester. Je mehr Übungszeit, desto besser."

César Luis Menotti (1938-2024), Nationaltrainer von Argentinien (1974-1983)

Bernd Schuster, einst Spieler unter Menotti beim FC Barcelona skizzierte seine Arbeitsweise folgendermaßen: "Nehmen Sie César Luis Menotti, ein Toptrainer, aber wenn er mit einem Spieler geredet hat, hat er gefragt, ob es Frau und Kindern gut geht. Ansonsten saß er auf der Bank und rauchte 50 Zigaretten." Menottis Credo: "Es gibt zwei Dinge, die wichtiger sind als Titel: Anerkennung und Respekt". Diesen Respekt ließ er gegenüber seinen Spielern immer durchblicken.

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Veröffentlicht am 14.04.2024
 
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